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Karl Ferdinand Gutzkow    1811-1878

deutscher Schriftsteller und Kritiker
Schmetterling
Ein ganzes Unglück verdrießt uns nicht so sehr wie ein nur zur Hälfte eingetroffenes Glück.
Die Weisheit soll die Klugheit zur Dienerin haben. Jene thront, diese regiert.
Die meisten Fehler erkennen und legen wir erst dann ab, wenn wir sie an andern entdeckt haben und gesehen, wie sie
      denen stehen.
Das Meer ist salzig wie die Träne, die Träne ist salzig wie das Meer. Das Meer und die Träne sind durch die Einsamkeit
      verwandt. Das Meer hat sie schon, die Träne sucht sie.
Das Kruzifix ist eine Zierat geworden, die man im Ohre hängen hat.
Anerkennung geht in der Regel nur so weit, als sie dazu dient, dem Anerkennenden selbst Relief zu geben.
Es ist jedem heilsam, sich auch einmal als Karikatur sehen zu können.
Gedanken werden nur dann gestaltend und schöpferisch, wenn sie an etwas Vorhandenes anknüpfen.
Halte dir einen tüchtigen Feind! Er wird dir ein Sporn sein, dich zu tummeln.
Ich glaube an die Palme als das allein der Menschheit würdige Symbol.
Nur Begeisterung hilft über die Klippen hinweg, die alle Weisheit der Erde nicht zu umschiffen vermag.
Über die Priester sollen wir fühlen wie Voltaire; über die Religion selbst wie Fénélon.
Daß man beten soll, ist vorzugsweise dem gesagt, der nicht weiß, wie er es anzufangen hat, sich irgendwie
      gegenständlich zu machen.
Journalisten sind die Geburtshelfer und Totengräber der Zeit.
Wir werden immer gut tun, Vorwürfe, die uns wie nur im Scherz gemacht wurden, getrost als im Ernst
      gemeint hinzunehmen.
Wenn man sich recht herzlich freut, dass jemand Glück hatte, so ist damit noch nicht gesagt, dass man ihm auch
      einräumen will, das Glück verdient zu haben.
Positives Glück gibt es auf Erden nicht. Irdisches Glück heißt: Das Unglück besucht uns nicht zu regelmäßig.
Das sind die besten Lehrer, die aus den Trauerweiden, die sie über sich selbst pflanzten, ihre Ruten schneiden. Mit ihrem
      Hunger sättigen sie, mit ihrer Blöße bekleiden sie.
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Erst wenn du dich kleiner als das Atom eines Sonnenstäubchens fühlst, ahnst du Gott. Am wenigsten, wenn du dich als
      sogenannter Halbgott fühlst.
Weisheit soll Klugheit zur Dienerin haben.
Die erste Stelle im Paradiese werden diejenigen einnehmen, die sich in der Ehe getäuscht haben und doch ausharren.
Jedes Kind, das zur Welt kommt, predigt sogleich das Evangelium der Liebe.
Das Talent hat darin fast immer einen Vorsprung vor dem Genie, daß jenes ausdauert, dieses oft verpufft.
Die Dichter gleichen den einsamen Botenläufern, die morgens in aller Winterfrühe, wenn noch kaum die Hähne gekräht
      haben, auf den nachts verschütteten Wegen die ersten Fußstapfen wieder eindrücken müssen.
Geweckt wird der Genius durch Not. Aber nur das Behaben erhält ihn.
Die Macht des Gebetes liegt in der Ruhe, die nach ihm auf unser Inneres sich breitet.
Es muß Herzen geben, welche die Tiefe unseres Wesens kennen und auf uns schwören, selbst wenn die ganze Welt
      uns verläßt.
Die Treue eines Tieres würde uns nicht rühren, wenn die Treue unter den Menschen häufiger wäre.
Bleiben wird von uns nur, was wir dem Allgemeinen geweiht.
Von einem Baum, der noch in Blüte steht, musst du nicht schon Früchte erwarten.
Unerquicklich ist es, mit dir zu streiten, wenn du nur verteidigen willst, was du bist, was du warst und immer zu bleiben
      gedenkst. Was soll ich streiten, wenn ich nicht hoffen kann, dich zu ändern!
Bitter ist es, das heute zu müssen, was man gestern noch wollen konnte.
Nur was wir selber glauben, glaubt man uns.
Wem es nicht ein Bedürfnis geworden ist, glücklich zu sein, der wird es niemals werden.
Der wahre Reiz, welcher Liebende verbindet, besteht darin, sich gegen die Welt schützen und verteidigen zu müssen.
Die Sitte folgt dem Urteil nicht, sie folgt dem Vorurteil.
Von manchen Menschen könnte man sagen, sie seien zum Geheimratwerden geboren.
Alles ist schon dagewesen.
Bewundern ist und lieben eins beim Weib, der mehr Bewunderte ist mehr geliebt.
Ist denn das Weib des Mannes ew'ger Fluch?
Meist legen wir Fehler erst dann ab, wenn wir entdeckt haben, wie sie anderen stehen.
Wahrhaftig ist doch nur das Glück, das sich mit anderen teilen lässt.
Schmetterling
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