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Christian Friedrich Hebbel    1813-1863

deutscher Dichter und Dramatiker
Schmetterling
Alle Regierungen fordern blinden Glauben, sogar die göttliche.
Schüttle alles ab, was dich in deiner Entwicklung hemmt, und wenn's auch ein Mensch wäre, der dich liebt, denn
      was dich vernichtet, kann keinen anderen fördern.
Die Krankheiten, die das Wachstum der Menschheit bezeichnen, nennt man Revolutionen.
Es gibt Leute, die nur aus dem Grunde in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange
      den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.
Das nächste Ziel mit Lust und Freude und aller Kraft zu verfolgen, ist der einzige Weg, das fernste zu erreichen.
Allegorie entsteht, wenn der Verstand sich vorlügt, er habe Fantasie.
Die Menschheit lässt sich keinen Irrtum nehmen, der ihr nützt. Sie würde an Unsterblichkeit glauben, und wenn sie
      das Gegenteil wüsste.
Nicht was der Mensch ist, nur was er tut, ist sein unverlierbares Eigentum.
Wenn man etwas recht gründlich hasst, ohne zu wissen, warum, so kann man überzeugt sein, dass man davon einen
      Zug in seiner eigenen Natur hat.
Die Natur wiederholt ewig in weiterer Ausdehnung denselben Gedanken. Darum ist der Tropfen ein Bild des Meeres.
Der Schlaf ist die Nabelschnur, durch die das Individuum mit dem Weltall zusammenhängt.
Diejenigen Berge, über die man im Leben am schwersten hinwegkommt, häufen sich immer aus Sandkörnchen auf.
Es ist unglaublich, wieviel Geist in der Welt aufgeboten wird, um Dummheiten zu beweisen.
Genie ist Bewußtheit in der Welt.
Mit Blitzen kann man die Welt erleuchten, aber keinen Ofen heizen.
Die Meisten unserer Kritiker sind nur deshalb Scharfrichter geworden, weil sie keine Könige werden konnten.
Vertrauen ist die größte Selbstaufopferung.
Wer damit anfängt, dass er allen traut, wird damit enden, dass er jeden für einen Schurken hält.
Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
Es gibt Dinge, die man bereut, ehe man sie tut.
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Wer die Menschen kennen lernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe.
Um jemanden leichter vergeben zu können, muss man eine kleine Sünde gegen ihn begehen, damit er auch etwas zu
      vergeben habe.
Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben.
Klage nicht zu sehr über einen kleinen Schmerz; das Schicksal könnte ihn durch einen größeren heilen.
An kleinen Dingen muss man sich nicht stoßen, wenn man zu großen auf dem Weg ist.
Es gibt keine reine Wahrheit, aber ebensowenig einen reinen Irrtum.
Es gibt auch Spiegel, in denen man erkennen kann, was einem fehlt.
Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt.
Sich selbst etwas versprechen und es nicht halten ist der nächste Weg zur Nullität und Charakterlosigkeit.
Die Ehe gibt dem Einzelnen Begrenzung und dadurch dem Ganzen Sicherheit.
Zum Mitleiden gab die Natur vielen ein Talent, zur Mitfreude nur wenigen.Der Zufall ist ein Rätsel.
Der Zufall ist ein Rätsel, welches das Schicksal dem Menschen aufgibt.
Wirf weg um zu besitzen.
Der Schmerz ist ein Eigentum, wie das Glück und die Freude.
Wer an das Glück glaubt, der hat Glück.
Das Auge ist der Punkt, in welchem Seele und Körper sich vermischen.
Der Tod begeht keinen Fehler, wenigstens macht er keinen wieder gut.
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Was gegen die Natur ist, das ist gegen Gott.
Seine Meinung zu ändern, erfordert manchmal mehr Mut, als bei seiner Ansicht zu verharren.
Niemand spricht eine Wahrheit aus, die er nicht mit einem Irrtum verzollen müsste.
Mit einem Menschen, der nur Trümpfe hat, kann man nicht Karten spielen.
Menschen sind immer zwei Extreme.
Man hat nur dann ein Herz, wenn man es für andere hat.
Man altert nur von 25 bis 30, was sich bis dahin erhält, wird sich wohl auf immer erhalten.
Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht: irgendeinem gefällt er.
Ist der Tod nur ein Schlaf, wie kann dich das Sterben erschrecken? Hast du es je noch gespürt, wenn du
      des Abends entschliefst?
Halte das Glück wie den Vogel: so leise und lose wie möglich! Dünkt er sich selber nur frei, bleibt er dir gern
      in der Hand.
Für uns Menschen muß überall der Punkt, bis zu dem wir vordringen können, anstatt der Wahrheit gelten.
Alles Sprechen und Schreiben heißt würfeln um den Gedanken. Wie oft fällt nur ein Auge, wenn alle sechs fallen sollten.
Das Gewissen ist die Wunde, die nie heilt und an der keiner stirbt.
Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.
Den Augenblick immer als den höchsten Brennpunkt der Existenz, auf den die ganze Vergangenheit nur vorbereitete,
      ansehen und genießen, das würde Leben heißen!
Der Gedanke tritt zwischen den Menschen und das Leben, er verbrennt die Früchte, die es bietet.
Der Traum ist der beste Beweis dafür, daß wir nicht so fest in unsere Haut eingeschlossen sind, als es scheint.
Der Utopist sieht das Paradies, der Realist das Paradies plus Schlange.
Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht.
Ein Maitag ist ein kategorischer Imperativ der Freude.
Freuden, die er nicht begreift, haben etwas Gespenstisches für den Menschen.
Alles Individualisieren führt zur ewigen inneren Form, von der die äußere nur der Firnis ist, und nur aus der vollendenten
      Form geht das Befreiende hervor.
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Dass die Schmerzen miteinander abwechseln, macht das Leben erträglich.
Der Geist wird wohl die Materie los, aber nie die Materie den Geist.
Ein Mädchen vor dem Spiegel ist die Frucht, die sich selber isst.
Es gibt Leute, die sich über den Weltuntergang trösten würden, wenn sie ihn nur vorhergesagt hätten.
Es ist die Strafe unserer eignen Jugendsünden, dass wir gegen die unserer Kinder nachsichtig sein müssen.
Zwei Menschen sind immer zwei Extreme.
Gott versteckt sich hinter dem, was wir lieben.
Jeder Mensch besitzt alle Talente, doch nur die hervorragendsten soll er ausbilden. Hier liegt aber der Grund, weshalb so
      viele hartnäckig ein unerreichbares Ziel verfolgen: Sie haben das Gefühl, nicht ganz auf dem falschen Wege zu sein.
Lieben heißt: in dem anderen sich selbst erobern.
Schlaf ist Hineinkriechen des Menschen in sich selbst.
Sehr oft ist das Wiedersehen erst die rechte Trennung.
Zwei Hände können sich wohl fassen, aber doch nicht ineinander verwachsen. So Individualität zu Individualität.
Wie groß ist der Unterschied zwischen der Barbarei vor der Kultur und der Barbarei nach der Kultur!
Viel besser, nie besitzen, als verlieren.
Spielende Kinder sind lebendig gewordene Freuden.
Der Wein ist die edelste Verkörperung des Naturgeistes.
Der Mensch will brutto geliebt werden, nicht netto.
Mir ist, als schnitte ich mein eignes Fleisch hinein, wenn ich jemanden verachten muß.
Wer nach den Sternen reisen will, der sehe sich nicht nach Gesellschaft um.
Wenn der Mann sich allzu zärtlich seinem Weibe nähert, so hat er im Geheimen sie gekränkt.
Freunde können nicht unparteiisch sein, wohl aber vor lauter Unparteilichkeit ungerecht werden.
Der Witz ist das einzige Ding, was umso weniger gefunden wird, je eifriger man es sucht.
In den Dichtern träumt die Menschheit.
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Dass Böses aus Gutem entstehen kann, ist begreiflich, wie aber Gutes aus Bösem?
Wie viele Lichter verdanken bloß ihrem Leuchter, dass man sie sieht.
Der Genuss des Humors setzt höchste geistige Freiheit voraus.
Unsere Tugenden sind meist die Bastarde unserer Sünden.
Wer die Menschen kennen lernen will, der studiere ihre Entschuldigungsgründe.
Große Menschen sind Inhaltsverzeichnisse der Menschheit.
Welch ein Narr ist der Mensch! In allem muss er sich spiegeln! Selbst in Sonne und Mond hat er sein Antlitz entdeckt.
Die meisten praktischen Irrtümer entspringen daraus, dass für viele Fehler ist, was bei einigen Tugend sein würde.
Ob du dich selber erkennst? Du tust es sicher, sobald du mehr Gebrechen an dir als an anderen entdeckst!
Beschäftigung, Beschäftigung, und man ist geborgen. Man weiß so lange nichts von sich, als man etwas tut.
Ich sehe in der Rührung immer nur eine Versuchung zur Untreue an mir selbst und unterdrücke sie.
Es gibt nichts, das der Geist völlig ausdenken kann, und so sind wir Lichter, die eigentlich nur sich selbst erleuchten.
Es ist der größte Übelstand, dass es in unsern Zeiten keinen Dummkopf mehr gibt, der nicht etwas gelernt hätte.
Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen.
Willst du menschlich mit Menschen in Städten der Menschen verkehren, stelle die Uhr nach dem Turm, nicht nach der
       Sonne, mein Freund!
Bis an seinen Tod kann jeder ohne Speis und Trank leben; man nennt das aber verhungern.
Der Philister hat oft in der Sache recht, nie in den Gründen.
Das Leben ist ein Verbrennungsprozess.
In dem Augenblick, in dem die Liebe ihr Alles gibt, macht sie zugleich bankerott.
Der Geschmack einer Nation geht dem Genius nie voraus, sondern hinkt ihm beständig nach.
Es ist der Fluch der Vornehmen, dass sich ihnen die höchsten irdischen Genüsse in kahle, schale Bedürfnisse, die sie immer befriedigen können, umsetzen.
Man liest manches Buch mit einem Gefühl, als ob man dem Verfasser ein Almosen erteilte.
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Die Menschen helfen lieber dem, der ihrer Hilfe nicht bedarf, als dem, welchem sie nötig ist.
Der Mensch hat freien Willen – das heißt er kann einwilligen ins Notwendige!
Je größer der Mann, umso geringer der Stolz.
Wie oft verwechselt man Einfälle mit Ideen!
Es ist erstaunlich, wie weit man alle menschlichen Triebe auf einen zurückführen kann.
Was der Mensch auch gewinne, er muss es teuer bezahlen, wär es auch nur mit der Furcht, ob er's nicht wieder verliert.
Das Drama schildert den Gedanken, der Tat werden will durch Handeln und Dulden.
Scham bezeichnet im Menschen die innere Grenze der Sünde. Wo er errötet, beginnt eben sein edleres Selbst.
Der Mensch sollte sich selbst immer als ein Experiment der Natur betrachten.
Freunde hast du so viele wie Tage im Jahre; doch leider schließt der Plural hier meistens den Singular aus.
Das Steckenpferd ist das einzige Pferd, das über jeden Abgrund trägt.
Eigensinn ist das wohlfeilste Surrogat für Charakter.
Das Leben mit seinen verschiedenen Epochen ist wie eine Schatzkammer. Wir werden reich in jedem Gewölbe
      beschenkt; wie reich, das erkennen wir erst beim Eintritt in das nächste Gewölbe.
Die Freude verallgemeinert, der Schmerz individualisiert den Menschen.
Ich verstehe die Welt nicht mehr.
Natur wiederholt ewig in weiterer Ausdehnung denselben Gedanken. Darum ist der Tropfen ein Bild des Meeres.
Wir begehen manche Sünde nur, um sie bereuen zu können.
Die Begriffe der Menschen von den Dingen sind meistens nur ihre Urteile über die Dinge.
Manches, was man ohne Grund verwirft, muss man studieren, um es mit Grund verwerfen zu können.
Es gibt ein sicheres Zeichen der Selbsterkenntnis: wenn man an sich selbst mehr Fehler bemerkt als an anderen.
Der Zufall ist der Gott des Reisenden.
Eine Reise ist ein Trunk aus der Quelle des Lebens.
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