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Paul Heyse    1830-1914

deutscher Dichter
Schmetterling
Wenn Kopf und Herz sich widersprach, tät doch das Herz zuletzt entscheiden. Der arme Kopf gibt immer nach; er ist
      der Klügere von beiden.
Wortlos sind alle höchsten Seligkeiten.
Wen Götterworte nicht erheben, den erdrücken sie.
Das wahre Glück kann nichts anderes sein, als sich hinzugeben, ohne sich zu verlieren, weil man sich wiederfindet in
      etwas Besserem, als man selbst ist.
Meint ihr, ein jeder sei dazu geschickt. daß er das Staatswohl überwache? Ein jeder weiß zwar, wo der Schuh ihn drückt,
      doch Rat zu schaffen ist des Schusters Sache.
Im Lauf der Welt ist das Gemeine des Erhabnen Schatten.
Dilettant heißt der kuriose Mann, der findet sein Vergnügen dran, etwas zu machen, was er nicht kann.
Leidenschaft ist ein süßer Wein, geschlürft aus glühendem Becher. Er labt bis ins innerste Mark hinein und versengt die
      Lippe dem Zecher.
Bist du schon gut, weil du gläubig bist? Der Teufel ist sicher kein Atheist.
Dulde, gedulde dich fein! Über ein Stündlein ist deine Kammer voll Sonne.
Nur eins beglückt zu jeder Frist: Schaffen, wofür man geschaffen ist.
Ford're kein lautes Anerkennen! Könne was, und man wird dich kennen.
Wer niemals außer sich geriet, wird niemals in sich gehen.
Wer einmal der Schuld verfiel, den läßt sie nimmer aus den Krallen.
Was hilft's, nach dem Applaus der Welt mit vorgebundener Maske schielen? Da der allein nie aus der Rolle fällt, der
      immer wagt, sich selbst zu spielen
Freund in der Not will nicht viel heißen; hilfreich möchte sich mancher erweisen. Aber die neidlos dein Glück dir gönnen,
      die darfst du wahrlich Freunde nennen.
Versuchs und übertreib's einmal, gleich ist die Welt von dir entzückt! Das Grenzenlose heißt genial, wär's auch nur
      grenzenlos verrückt.
Ein scheues Wild die Gedanken sind. Jag ihnen nach, sie fliehen geschwind. Siehst du sie hellen Auges an, zutraulich
      wagen sie sich heran.
Hab ich doch nie einen Mann gesehn, dem so wie ihm an allen Tagen die Worte zu Gebote stehn, so oft er will was
      Dummes sagen.
Du magst, wenn du die Welt nicht kannst entbehren, nach Ehre geizen, nicht nach Ehren.
Wer sich an andre hält, dem wankt die Welt. Wer auf sich selber ruht, steht gut.
Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben.
Wenn du an dir nicht Freude hast, die Welt wird dir nicht Freude machen.
Gönnt doch den Wahn dem armen Schlucker, der nur des Lebens Bitterkeit genießt! Unsterblichkeit ist ja der Zucker,
      der ihm den herben Trank der Zeit versüßt.
Es bleibt der letzte und allgemeine Maßstab für den Wert eines Menschen, ob er auch der Andacht fähig ist, ob er seine
      Gedanken vom Staub des Werktages losmachen und eine Feiertagsstille in sich erzeugen und würdig genießen kann.
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Aus Liebe und Vernunft zu frein, wie sollt' das nicht dasselbe sein, da es doch nichts so Vernünftiges gibt, als eine zu
      freien, die man liebt?
Soll Ruhm mir blühn, komm er beizeit! Was hat die Nachwelt mir zu geben? Ich möchte von meiner Unsterblichkeit
      doch ein paar Jährchen miterleben.
Ehrgeiz ist nur eine besondere Form der allgemeinen Menschensehnsucht nach Glück.
Besitz kühlt ab; doch droht Verlust, sprühn aus der Asche neue Flammen.
Das ist des Alters Los auf Erden, daß alle Rechte zu Pflichten werden.
Was ihr niemals überschätzt, habt ihr nie begriffen.
Der Kinder Sünde, der Väter Fluch.
Liebe gibt nur Rechte, wenn sie erwidert wird, aber die bessere Liebe gibt das bessere Recht.
Dem Dank entfliehen, verrät ein Herz, dem Danken Mühe macht.
Mancher große Mann hätte nie an sich geglaubt, wenn ihn nicht gute Freunde entdeckt hätten.
Charaktere müssen im Lustspiel sein, nicht bloßer Witz, wie keck er sprühe. Tu ein Stück Fleisch in den Topf hinein,
      das Salz allein gibt schlechte Brühe.
Soll das kurze Menschenleben immer reife Frucht dir geben, mußt du jung dich zu den Alten, alternd dich zur
      Jugend halten.
Das sind die Edelsten auf Erden, die nie durch Schaden klüger werden.
Das Alter, das man haben möchte, verdirbt das Alter, das man hat
Nachdenken doch immer Mühe macht, wie gut man euch auch vorgedacht.
Wer beglücken soll, muß selbst des Glückes fähig sein.
In der Freundschaft kann man so wenig wählen wie in der Liebe.
Gegen Herzlose kannst du dich schützen, gib ihnen nur dein Herz nicht preis! Geistlose mögen dir auch wohl nützen, da
      mancher manches kann und weiß. Wenn aber Taktlose dich umringen, das wird dich zur Verzweiflung bringen.
Die Gleichheit vor dem Nationalgetränk mildert den Druck der sozialen Gegensätze.
Die tiefste Wonne des Schenkens kann nur ein reifer Mensch auskosten, die tiefste Wonne des Beschenktwerdens nur
      ein Kind.
Dummheit ist Gottesgabe.
Geselligkeit will uns nicht glücken, uns fehlen dazu der Anmut Gaben. Nie harmlos sich in andere schicken, das heißt in
      Deutschland Charaker haben.
Vergangnes Jahr in Liebesweh, in neuen Flammen heuer? Das Sprichwort lügt, so viel ich seh: Gebrannte Kinder lockt
      das Feuer.
Jede Zeit und jeder Ort wird dir zum Gedichte taugen, sagst du stets mit eignem Wort, was du sahst mit eignen Augen.
Es gehört nicht nur guter Wille zur Freundschaft, auch Talent, Seelenkunde und Erlebnisse ähnlicher Art.
Meine Liebe mag die Freunde erfreun; meinen Haß genieß' ich für mich allein.
Brautglocken sind der Freundschaft Sterbeglocken.
Man liebt zu bemänteln allerorten schwache Gedanken mit starken Worten.
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